Die Geschichte des Pfarrbezirks Stadtlohn

Ähnlich wie in Vreden hat es auch in Stadtlohn wahrscheinlich schon seit der Reformation evangelische Christen gegeben. Ihre Zahl muss aber zunächst äußerst gering gewesen sein. Erst im 19. Jahrhundert hören wir von evangelischen Gemeindegliedern aus Stadt und Kirchspiel Stadtlohn, das wie Vreden bis 1846, dem Zeitpunkt der Gründung der „Ev. Kirchengemeinde Ahaus-Vreden“, zur Kirchengemeinde Oeding gehörte. Bis zum 2. Weltkrieg belief sich die Zahl der Stadtlohner Evangelischen stets auf weniger als 100. Noch heute kennen viele „alte Stadtlohner“ die Namen der wenigen evangelischen Familien aus der damaligen Zeit, wobei mitunter darauf hingewiesen wird, dass damals, vor dem Krieg die Zahl der jüdischen Mitbürger größer gewesen sei als die der evangelischen Christen. Die Synagoge der Stadtlohner jüdischen Gemeinde stand bis zu ihrer Zerstörung 1938 in der Hagenstraße, nur einige Schritte entfernt vom späteren Bauplatz der Evangelischen Kirche.

Nach dem Krieg entwickelte sich in Stadtlohn, das immer zur Ev. Kirchengemeinde Vreden gehört hat, ein etwa gleich starker Gemeindebezirk. Dies war, wie fast überall im Westmünsterland, auf den starken Zustrom von Vertriebenen und Flüchtlingen aus dem Osten Deutschlands zurückzuführen. Mit dem Anwachsen der Gemeindegliederzahlen wuchs auch der Wunsch nach einem eigenen Gottesdienstraum, nachdem man bisher entweder in Oeding oder in Vreden zur Kirche gegangen oder sich in einer der Aulen der Stadtlohner Grundschulen zum Gottesdienst versammelt hatte. Mitte der 50er Jahre überschritt die Zahl der Evangelischen in Stadtlohn die Zahl 700, und der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde lauter. Im Rahmen der Diaspora-Hilfe, mit Unterstützung einiger Stadtlohner Firmen und aufgrund des tatkräftigen Mitwirkens vieler Gemeindeglieder konnte in den Jahren 1955 bis 1957 die Evangelische Kirche in der Hagenstraße gebaut werden, die seit 1992 „Evangelische Pauluskirche“ heißt. 1960 erhielt die Kirche ihren Turm und zwei Jahre später konnte in einem festlichen Gottesdienst die Glockenweihe vorgenommen werden. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass bei der Planung der Kirche Anfang der fünfziger Jahre bereits an einen Jugendraum gedacht wurde, und dieser von vornherein an den Gottesdienstraum angebaut wurde. Durch zwei Erweiterungsphasen in den 70er und 90er Jahren ist ein einladendes und funktionelles Gemeindehaus entstanden, das neben zahlreichen Gruppenräumen und einem Gemeindesaal auch einer Küsterwohnung Platz bietet. 

Zur Geschichte der Evangelischen in Stadtlohn gehört auch die Gründung einer evangelischen Volksschule, der „Theodor-Fliedner-Volksschule“, die 1966 eingeweiht und schon 1971 im Rahmen der Schulneuordnung des Landes in eine „Katholischen Bekenntnisschule“ umgewandelt wurde. Der Gründung dieser Schule ging ein langer Meinungsfindungsprozess mit zahlreichen Umfragen und Unterschriftensammlungen in der evangelischen Bevölkerung Stadtlohns voraus, und auch wenn der evangelischen Schule nur eine kurze Zeit vergönnt war, so ist sie bis heute ein Beispiel für die enorme Leistungsfähigkeit einer konfessionellen Minderheit in der Diaspora. Übrigens trägt sie auch als katholische Bekenntnisschule bis heute den Namen „Fliednerschule“. 

Da die Zahl der Gemeindeglieder in Stadtlohn seit dem 2. Weltkrieg unaufhörlich gewachsen ist, wurde im Jahre 1975 der zweite Pfarrbezirk der Ev. Kirchengemeinde Vreden gegründet, und Pfr. Reinhold Voß wurde dessen erster Pfarrer, als Nachfolger von Diakon Erich Heider, der von 1959 – 1974 in Stadtlohn wirkte. Nachfolger von Pfr. Voß wurde 1989 Pfr. Siegfried Schmidt, der 1995 nach Ahaus wechselte. Seit 1995 ist Uwe Weber Pfarrer in Stadtlohn. Bis Juni 2012 hieß die Gemeinde „Evangelische  Kirchengemeinde Vreden-Stadtlohn“.

 

Pauluskirche